Felix Mendelssohn: Elias
Pauluskirche Ulm
Sonntag, 4. Juni 2023, 19.00 Uhr
Felix Mendelssohn: Elias
Manche Sätze aus dem 1846 in
Birmingham uraufgeführten Oratorium Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy
(1809–1847) sind weithin bekannt und zu vielerlei Anlässen bei kirchlichen
Feiern oder auch Konzerten zu hören: „Hebe deine Augen auf“ (Terzett), „Denn er
hat seinen Engeln befohlen über dir“ (Doppelquartett), „Sei stille dem Herrn“
(Alt-Arie). Das Engelsterzett „Hebe deine Augen auf“ soll im vorletzten
Jahrhundert gar in englischen und deutschen Dorfschulen gesungen worden sein.
Auch heute noch verbinden viele Menschen gerade mit dieser innigen Musik ganz
individuelle Erinnerungen und Emotionen.
Mendelssohns Oratorium Elias,
zehn Jahre nach seinem Oratorium Paulus (1836) komponiert, ist lyrisch und
innig, aber auch wütend, trostlos und verzweifelt, voller Raserei und Ekstase –
und immer eindringlich. Auch bald 180 Jahre nach ihrer Uraufführung ist diese
Musik so beeindruckend, so packend. Sie lässt an moderne Götzen denken, auf die
wir manchmal unser Leben ausrichten und denen wir wie besinnungslos nachjagen,
sie lässt an Naturgewalten und nicht zuletzt auch an Kriege und
Naturkatastrophen denken, unter denen rund um den Erdball die Menschheit
zunehmend zu leiden hat.
„Hilf Herr! Willst du uns denn gar vertilgen?
Die Ernte ist vergangen, der Sommer ist dahin, und uns ist keine Hilfe gekommen.
Die Tiefe ist versieget! Und die Ströme sind vertrocknet! Dem Säugling klebt die
Zunge am Gaumen vor Durst! Die jungen Kinder heischen Brot! Und da ist niemand,
der es ihnen breche!“
So bildhaft die Sprache ist, so eindrücklich ist
auch die Musik: lyrisch, trostlos, wütend, verzweifelt, voller Ekstase und
Resignation. Doch nach all dem Zürnen, Bitten, Flehen, Fürchten und nach aller
Dramatik mündet das Werk in den achtstimmigen Jubelchor „Heilig, heilig ist
Gott, der Herr!“ und steigert sich zum prunkvollen Schlusschor “Herr, unser
Herrscher, wie herrlich ist dein Name“.
Irmgard Lorenz