Johann Sebastian Bach
Weihnachtsoratorium 1 - 3
Pauluskirche Ulm
Sonntag, 2. Dezember 2012, 18.00 Uhr
WEIHNACHTSORATORIUM
Hirten brauchen zur Verkündung kein Handy
Ulmer Kantorei beeindruckt mit Bach in der Pauluskirche
Neu-Ulmer Zeitung vom 04.12.2012, von Dagmar Hub
Ulm Der Name Albrecht Haupts steht für volle Kirchen und Konzertsäle. So auch in
der Pauluskirche, wo am Wochenende kein Platz frei blieb, als die Ulmer Kantorei
unter Haupts Leitung die ersten drei Teile von Johann Sebastian Bachs
Weihnachtsoratorium aufführte.
Zwar war der erste Adventssonntag ein früher Aufführungstermin für das von Bach
für die Weihnachtsfeiertage konzipierte Oratorium, doch kommt dieser frühe
Termin offenbar dem Bedürfnis des Publikums entgegen, Weihnachtliches bereits in
der Adventszeit zu erleben. Verschneite Straßen und Kälte gab es sowieso, sodass
tatsächlich bereits zum ersten Advent eine weihnachtliche Atmosphäre entstehen
konnte.
Lang anhaltende Beifallskundgebungen trugen nach dem abschließend wiederholten
Chorsatz „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ alle Aufführenden: Das
Publikum liebte die vom Chor und dem Münchner Abaco-Orchester sehr getragen
interpretierten Sätze, von denen wohl jeder Konzertgänger zumindest Teile
auswendig mit sich trägt. Überragende Solisten waren Sopranistin Catherina
Witting, die engelsgleich die Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten
sang, und Kinga Dobay; der dunkle, glutvoller Mezzosopran der Meisterschülerin
von Julia Hamari und Grace Bumbry kam in der umfangreichen Alt-Partie des
Weihnachtsoratoriums stark zur Wirkung. Die Rezitativ-Partien schränkten den
emotionalen Farbenreichtum der Interpretation etwas ein, für die der 35-jährige
Leipziger André Khamasmie bekannt ist.
Die Arie „Frohe Hirten“ gab ihm den Raum für die charaktervolle Interpretation,
derer der Tenor fähig ist. Khamasmie ließ sich auch davon nicht beeindrucken,
dass ausgerechnet unmittelbar vor Beginn dieser Tenor-Arie in der Pauluskirche
ein Handy klingelte – trotz der Störung ein kurzer Gedanke daran, dass die
Hirten die Nachricht von der Geburt Christi 2000 Jahre später wohl auf andere
Weise bekannt machen würden.
Unprätentiös und mit mächtigem Bass ausgestattet erwies sich der junge
koreanische Bass Kwang Ho Choi, Förderpreisträger der
Anneliese-Rothenberger-Stiftung des vergangenen Jahres – und strahlend-festlich
Solotrompeter Johann Konnerth.
Konzert Die Ulmer Kantorei bietet am 17. März um 18 Uhr in der Ulmer
Pauluskirche mit Carl Philipp Emanuel Bachs Oratorium „Die Israeliten in der
Wüste“ eine Ulmer Erstaufführung.
Die Kantorei läutet den Advent ein
Der Start in den Advent: Die Ulmer Kantorei unter der Leitung Albrecht Haupts sang am Sonntagabend in der Pauluskirche Bachs Weihnachtsoratorium.
Südwestpresse vom 04.12.2012, von Sibylle Schäfer
Golden prangte der Stern über dem Lichtstrahl der ersten Adventskerze. Was
könnte dazu besser passen als ein "Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage"?
Ja, Johann Sebastian Bach hat mit dem Weihnachtsoratorium sein beliebtestes
geistliches Vokalwerk geschaffen und dementsprechend groß war die Resonanz in
der Pauluskirche.
Die Ulmer Kantorei hatte gemeinsam mit dem Kammerorchester des Abaco-Orchesters
München unter dem Dirigat von Kirchenmusikdirektor Albrecht Haupt zu den Teilen
eins bis drei des Oratoriums geladen, und die Besucher wurden mit einem
stimmigen Zusammenspiel von Chor, Orchester und Solisten überreich belohnt.
Gleich zu Beginn zeigte sich der Chor mit Pauken und Trompeten den gesanglichen
Herausforderungen des Werks gewachsen. Bachs Jubel an den Mensch gewordenen Gott
bedachte die Ulmer Kantorei mit perlenden Koloraturen und klarer Diktion. Der
ergreifende Auftakt ebnete so den Weg für die Weihnachtsgeschichte des
Evangelisten Lukas. Hier erfreute Tenor André Khamasmie, dessen Rezitative die
inhaltliche Verklammerung des Oratoriums bildeten, mit sicherer Intonation und
klarer Artikulation. Im Quartett mit Querflöten-, Cello- und
Kontrabassbegleitung erweckte er die Arie "Frohe Hirten, eilt, ach eilet"
freudvoll zu musikalischem Leben.
Auch Kwang Ho Choi konnte mit seiner Bass-Partie stimmungsvolle Akzente setzen.
Bei der Arie "Großer Herr und starker König" wurde er dabei von den
goldschimmernden Klängen des Solotrompeters Johann Konnerth unterstützt.
Altistin Kinga Dobay führte ihren Part ebenfalls klar aus und wusste besonders
der berühmten Arie "Schließe, mein Herze" eine berührend trauliche Zuversicht zu
verleihen. Die Sopranistin Catherina Witting komplettierte das überzeugend
agierende Solistenensemble aufs Schönste.
Das Publikum war begeistert von der gelungenen Darbietung, die vom Abaco-Orchester
und Michael Stadtherr am Continuo trefflich abgerundet wurde. Zwei Kinder
nutzten zum Schluss den nicht enden wollenden Applaus, um Dirigent Albrecht
Haupt einen persönlichen Blumengruß zu überreichen - ein feierlicher Ausklang
des ersten Advents.