Georg Friedrich Händel
"Der Messias"
Pauluskirche Ulm
Samstag, 17. Dezember 2011, 19.00 Uhr
Südwestpresse
Euch ist heut der Heiland geboren
Die Ulmer Kantorei brachte in der Pauluskirche mit Georg Friedrich
Händels "Der Messias" ein Meisterwerk der abendländischen Kultur zur Aufführung.
Ein aufwühlendes, begeisterndes Erlebnis.
Es dürfte eines der bekanntesten "Halleluja" der Musikgeschichte sein -
bei dem sich das Londoner Publikum stets von seinen Plätzen erhebt und die
Zuhörer in der Ulmer Pauluskirche zum Ende des zweiten Teils begeisterten
Zwischenapplaus spendeten. Händels herausragendes Werk "Der Messias" wurde 1742
in Dublin uraufgeführt. Ursprünglich in englischer Sprache verfasst, wählte
Kirchenmusikdirektor Albrecht Haupt in Ulm zum besseren Verständnis des
volkssprachlichen Oratoriums die deutsche Fassung. Ein gewichtiges Anliegen an
diesem 17. Dezember, sollte die Aufführung doch auch dem Gedenken an die
Zerstörung Ulms am selben Tag im Jahr 1944 gewidmet sein.
Die Ulmer Kantorei ließ das Erlösungswerk Christi gemeinsam mit dem
Kammerorchester des Abaco-Orchesters München und Organistin Angelika Hirsch in
seiner barocken Pracht förmlich erstrahlen. Vor der überlebensgroßen Wandmalerei
des Jesus am Kreuz erklang erst die "Sinfonia" - das Orchestervorspiel, das zu
einem klang- und stimmgewaltigen kirchenmusikalischen Ereignis hinleitete.
Mit intonationssicherem Tenor hob Peter Diebschlag zu "Tröstet mein Volk,
spricht euer Gott" und zur Verheißung des Erlösers an. Dramatik und besinnliche
Ruhe, festliches Anheben der Musik und melodisches Ausklingen - das Oratorium in
drei Teilen bietet eine Vielzahl an musikalischen Facetten für Sänger und
Ensemble. Passend zum Advent verkündete Adelheid Krohn-Grimberghe in ihrer
warmen Alt-Stimmlage "Er kommt, dein Gott", um vom Chor in der Herrlichkeit der
Botschaft unterstützt zu werden. Im wohltönenden Bass erinnerte Kwang-Ho Choi an
die Finsternis der Welt, über die nun aber die Herrlichkeit des Herrn scheinen
solle. Mit hellem Sopran lieh Katarzyna Jagiello den weihnachtlichen Engeln ihre
Stimme, die zu den Hirten sprachen: "Euch ist heut in Davids Stadt der Heiland
geboren".
Ohne Pause gaben die Akteure die zweieinhalbstündige Heilsgeschichte und
erinnerten in der heutigen, von kurzen Formaten und rasanten Schnitten geprägten
Welt, welche Konzentrationsfähigkeit früher an der Tagesordnung war. Der oft
zitierte Bericht des "Dublin Journal", nachdem die Damen zur Uraufführung aus
Platzgründen keine Reifröcke tragen sollten, verdeutlicht die damalige Dimension
dieses Werk, das in der Pauluskirche vor dem historischen Hintergrund der
Bombardierung Ulms aufwühlend ins Jetzt geholt wurde.
Neu-Ulmer Zeitung
Stimmen, die den Raum erfüllen
Händels "Messias" begeistert in der Pauluskirche
Ulm Mit stehenden Ovationen bejubelte das Publikum in der voll besetzten
Pauluskirche eine Aufführung von Georg Friedrich Händels fast 150-minütigem
Mammutwerk „Der Messias“ in deutscher Sprache.
Berühmtestes geistliches Werk des Barockkomponisten
Der am Ende gefeierte KMD Albrecht Haupt führte Händels in nur 24 Tagen
entstandenes berühmtestes geistliches Werk, das Bibelstellen über alle Zeiten
von der Verheißung Christi über die Erwartung der Geburt des Erlösers bis hin zu
Passion, Auferstehung und Jüngstem Gericht umfasst, mit seiner Ulmer Kantorei
und dem Abaco-Kammerorchester München in der Stunde des Gedenkens an die
Zerstörung Ulms vor 67 Jahren auf; vom Geläute aller Ulmer Kirchen zum
Gedächtnis an den 17. Dezember 1944 war während der Aufführung in der
Pauluskirche allerdings nichts zu hören.
Sopranistin Katarzyna Jagiello überstrahlte alle anderen
Fast reichten die Podeste im Chorraum der Kirche nicht aus für die große Zahl
der Sängerinnen und Sänger der Kantorei, deren voller Klang die üppigen barocken
Chorsätze des „Messias“ wie das „Halleluja“ zu einem Hörerlebnis machte.
Die anderen Solisten des Konzerts überstrahlte die glanzvolle – seit der
vergangenen Spielsaison am Theater Ulm engagierte – Sopranistin Katarzyna
Jagiello, die nach ihrem Gesangs- und Schauspielstudium ein Studium im Bereich
Oratorium mit Auszeichnung abgeschlossen hatte.
Mit der Wärme seiner Stimmlage lotete der koreanische Bass Kwang-Ho Choi seine
Partie großartig aus; seine Stimme erfüllte die Pauluskirche bis in die
hintersten Reihen - eine Fähigkeit, mit der Tenor Peter Diebschlag nicht voll
mithalten konnte. Adelheid Krohn-Grimberghe (Alt) überzeugte durch ihre klare
Intonation.
Nicht ganz ohne Ausrutscher blieben jedoch die Bläser des (nach dem
italienischen Komponisten Evaristo Felice dall´Abaco benannten) jungen Münchner
Abaco-Orchesters. (köd)