G. F. Händel - Dettinger Te Deum
Sonntag, 28.06.2009, Haus der Begegnung Ulm
Einführung zum Programm von Albrecht Haupt
Das zentrale Werk unseres Programms zum Händel-Gedenkjahr (250. Wiederkehr des
Todesjahres) ist das „Dettinger Te Deum“, das neben dem „Messias“ wohl am
häufigsten aufgeführte Sakralwerk des großen Barockmeisters. Die Vertonung des
„Ambrosianischen Lobgesangs“ (Bischof Ambrosius, 340 – 397, zugeschrieben) lebt
vor allem von den festlichen Chören. Meist fünfstimmig gesetzt und von
Trompetenglanz überhöht, sind sie für uns heute der Inbegriff barocker
Prachtentfaltung. Längst ist der Anlass für die Entstehung des Werks, komponiert
als Festmusik zu den Feierlichkeiten des englisch-österreichischen Sieges 1743
über die Franzosen, vergessen. Die Musik hat schon nach wenigen Jahren ihr
Eigenleben entfaltet und begeistert bis heute ungebrochen Hörer wie Ausführende.
Im Gegensatz zu den klangvollen Chören stehen aber auch kammermusikalisch
verinnerlichte Solostücke.
Mit diesen gegensätzlichen Kompositionselementen wird zugleich auch die Idee der
Programmgestaltung unseres Händelabends deutlich. Sie möchte wenigstens einen
kleinen Einblick geben in die Vielfalt des so facettenreichen Händelschen
Ideenreichtums: trotz seiner auch äußerlich mächtigen „barocken“ Erscheinung,
die er noch durch das Tragen der teuersten Londoner Perücken unterstrich, besaß
er ein
sensibles Gemüt, das ihn zu Kompositionen von zartem Ausdruck befähigte. Das
zeigen die eingangs gespielte Flötensonate mit ihrer feinen kammermusikalischen
Durchsichtigkeit und das folgende zauberhafte Harfenkonzert aus dem Jahr 1738.
Die Verwendung der gedämpften Violinen (con sordino) im ersten Satz, kombiniert
mit den Flöten, die eine neue Klangfarbe als Vorbereitung auf den feinen
Harfenklang dazu mischen, lässt einen ganz anderen musikalischen
Gestaltungswillen aufscheinen, als er uns später in der symphonischen Klangfülle
des „Te Deums“ entgegentritt.
Zur Einleitung für das große Vokalwerk erklingt noch die mit ihrer lieblichen,
liedartigen Melodik eingängige Arie „Meine Seele hört im Sehen“. Die
überraschende Textkombination dürfte für Händels Gefühlsleben unmittelbar
verständlich gewesen sein, hatte er doch neben der Musik auch ein besonderes
Faible für die bildende Kunst.
Schließen wir diesen kleinen Beitrag zum Händeljahr mit einem Zitat seines
großen Verehrers L. van Beethoven: „Händel ist der größte Komponist, der je
gelebt hat. Ich würde mein Haupt entblößen und an seinem Grabe niederknien.“