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Felix Mendelssohn: PAULUS
Die Uraufführung 1836 löste
euphorische Begeisterung aus, es folgten zahllose Aufführungen in ganz Europa –
das Oratorium PAULUS war zu Lebzeiten von Felix Mendelssohn-Bartholdy sein
populärstes Werk. In zwei Teilen beschreibt es, wie der Christenverfolger Saulus
von Tarsus Bekehrung erfährt und sich zum Apostel Paulus wandelt.
„Und als er auf dem Wege war und nahe zu Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich
ein Licht vom Himmel, und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach
zu ihm: Saul! Saul! Was verfolgst du mich?“ Diesem Tenor-Rezitativ
antwortet der Chor mit: „Mach dich auf! Werde Licht! Denn dein Licht kommt,
und die Herrlichkeit des Herrn gehet auf über dir.“
Dieser zentrale,
große Chorsatz zeigt: Der getaufte Jude Felix Mendelssohn-Bartholdy, der sein
erstes Oratorium streng auf Bibeltexten begründete, wollte nicht in erster Linie
das Leben einer historischen Persönlichkeit vertonen, sondern Paulus als
exemplarische Figur darstellen, die durch Bekehrung und Standhaftigkeit im
Glauben die Gerechtigkeit Gottes erfahren darf.
Mit seiner
Oratorien-Trilogie PAULUS (1836), ELIAS (Uraufführung 1846; 2023 von der Ulmer
Kantorei aufgeführt) und CHRISTUS (unvollendet) stellt Mendelssohn das Leben
großer Gestalten der jüdisch-christlichen Tradition dar. Mendelssohn, ein
überzeugter Protestant mit jüdischen Wurzeln war fasziniert vom Leben des
Apostels Paulus – standen doch beide vor der Frage: Bin ich Jude? Bin ich
Christ?
1933 wurde die Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy in
Deutschland verboten. 1937 wurde das Mendelssohn-Denkmal vor dem Leipziger
Gewandhaus – dorthin war der Komponist 1835 als Kapellmeister berufen worden –
zerstört. Nach Aufenthalten in England und Jahren in Berlin kehrte Mendelssohn
nach Leipzig zurück und gründete 1843 in den Gebäuden des Gewandhauses das
Conservatorium, die erste Musikhochschule Deutschlands. Am 4. November 1847
verstarb er im Alter von 38 Jahren in Leipzig. Sein Wohn- und Sterbehaus in der
Goldschmidtstraße (damals Königstraße) ist heute ein Museum.
Irmgard
Lorenz