Igor Strawinsky - Psalmensymphonie
W. A. Mozart - Große Messe c-moll

16.11.2008 Pauluskirche Ulm

 

 

 

 

Igor Strawinsky (1882 – 1971): Psalmensymphonie

Igor Strawinsky ist eine der bedeutendsten und in seiner Ausstrahlung weit reichendsten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. In seiner früheren, so genannten russischen Schaffensperiode komponierte er mit leuchtenden Orchesterfarben („Feuervogel") und urtümlicher Wildheit („Le sacre du printemps"). Danach setzte er sich als „Neoklassiker" mit einem universalen Können und einer für große Überblicke begabten Geistigkeit mit den barocken, klassischen und romantischen Vorbildern schöpferisch auseinander. Trotz der Vielfalt der Möglichkeiten erkennt man aber immer seine eigene unverwechselbare musikalische Handschrift.

Die „Psalmensymphonie" mit dem Untertitel „Cette symphonie composée à la gloire de Dieu" (diese zur Ehre Gottes geschriebene Symphonie) entstammt der mittleren Schaffenszeit (1930) und zeichnet in ihren musikalischen Strukturen den Inhalt der von ihm selbst ausgewählten Psalmverse nach. Die inhaltlichen Schwerpunkte sind im ersten Satz (Präludium) Gebet, im zweiten (Doppelfuge) Dank und im dritten (symphonisches Allegro) Lob. Der farbige Orchesterklang des ganzen Werks resultiert aus der besonders reichen Bläserbesetzung (diese ist aber auch der Grund für die relativ seltene Möglichkeit zur Aufführung). Die lebendige Rhythmik, die zwingend logische Akkordbildung und die ganz aus dem vokalen Chorklang erwachsende Führung der melodischen Linien werden jeden Hörer in ihren Bann ziehen, der sich auf diese eigengeprägte musikalisch-religiöse Aussage einlässt.

W. A. Mozart (1756 –1791): Große Messe c-moll

Diese Messe von Mozart entstand im Jahre 1782 und ist, wie aus einem Brief an den Vater Leopold hervorgeht, die Erfüllung eines persönlichen Gelübdes. Uraufgeführt wurde dieses neben dem Requiem größte und bedeutendste Kirchenwerk Mozarts im Oktober 1783 in der St.-Peters-Kirche anlässlich des ersten Besuchs des jung verheirateten Paares Mozart in Salzburg. Konstanze selbst sang eine der anspruchsvollen Sopranpartien. Der zweite Teil des „Credo" und das „Agnus Dei" waren noch nicht komponiert, und es ist nicht überliefert, in welcher Form bei dieser ersten Aufführung die fehlenden Abschnitte ergänzt wurden. Dann geriet die Messe in Vergessenheit und wurde erst 1901 in einer denkwürdigen Aufführung in Dresden über viele Umwege wiederentdeckt. Von da an trat dieses auch in seiner unvollendeten Gestalt großartige und mit einer Fülle herrlicher Musik die Hörer immer wieder begeisternde Werk seinen Siegeszug durch die Musikwelt an. Bis heute hat die Ausstrahlung der Messe nichts von ihrem Glanz verloren.

Albrecht Haupt