Passionskonzert 2008

Schubert - Stabat mater
Liszt - Le crucifix
Bruckner - Requiem

16.03.2008 Martin-Luther-Kirche Ulm

 

 

 

   Klopstocks geistliches Lied "Jesus Christus schwebt am Kreuze", Theo Düllmann, März 2008

 

 

Romantische Passionsmusik

Franz Schubert (1797 – 1828): Stabat mater

Sein deutsches „Stabat mater“ (nicht zu verwechseln mit einer kürzeren lateinischen Komposition) entstand 1816 und ist die Vertonung eines Textes von Friedrich G. Klopstock (1724 – 1803). Zugrunde liegt das jahrhundertealte lateinische „Stabat mater“, das Klopstock in freier Form, oft abweichend vom liturgischen Vorbild, ins Deutsche übertragen hat und es im Stil der literarischen Sturm- und Drangperiode interpretierte. Für Schubert scheinen die gefühlsbeladenen Texte, die uns heute so fern liegen, noch – wenn auch als dichterisch überhöhte Ausdrucksweise – selbstverständlich gewesen zu sein. Sie haben ihn zu einer wunderbaren Musik inspiriert, die in ihrer harmonischen Expressivität und Melodienseligkeit zeitlos begeistern kann. Dabei setzt er durchaus musikalische Akzente bei für ihn wichtigen Textstellen. Als Beispiel sei die klangprächtige „Erbenfuge“ genannt.
Über Schubert wurde einmal geäußert, seine Musik sei von einer immerwährenden Sehnsucht nach der himmlischen Heimat erfüllt.

Franz Liszt (1811 – 1886): Le crucifix (Text: Victor Hugo)

Der Altersstil in seinen späten geistlichen Liedern steht in absolutem Gegensatz zur rauschenden Klangentfaltung in den Kompositionen des einstigen „Klavierlöwen“.
Durch äußerste Vereinfachung des kompositorischen Materials und mit kurzen Motiven, die oft nur skizzenhaft angedeutet sind, zwingt Liszt den Hörer zu einer bisher nicht gekannten meditativen Konzentration.

Anton Bruckner (1824 – 1896): Requiem

Das „Requiem“ des romantischen Sinfonikers erklingt vermutlich erstmals in Ulm. Das gut halbstündige Werk des 24-Jährigen steht mit seinen klangvollen Chören, in die kürzere Soloabschnitte eingestreut sind, in der langen Tradition und Beherrschung der altkirchlichen Chorkunst, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gepflegt wurde. Interessant dazu ist die untermalende Orchestrierung mit Streichern, Horn, Posaunen und Orgel. Das Werk entstand aus einer tiefempfundenen persönlichen Anteilnahme im Stift St. Florian, Bruckners geistlicher Heimat. In seinen letzten Lebensjahren hat er das Requiem noch einmal überarbeitet und bescheiden festgestellt: „Es ist nicht schlecht.“

Albrecht Haupt